Egal ob im Design, beim Schreiben, in der Musik oder Architektur. Inspiration ist der Treibstoff des kreativen Schaffens.
Die Alltagsrealität der gestalterischen Arbeit: Während man manchmal vor Geistesblitzen und Ideen nur so sprüht und es gar nicht schnell genug gehen kann, dass die Eingebungen Gestalt annehmen und manifestiert werden, erlebt man oft genug Phasen, in denen der kreative Treibstoff knapp wird und die mentale Reservelampe blinkt.
Die gute Nachricht zum Trost: Es ist ganz normal, dass das kreative Tun immer wieder durch frustrierende Durststrecken führt. Design-Ikone Stefan Sagmeister erzählt im Podcast „Der kreative Flow“ von den vielen Tagen, an denen er sich am Schreibtisch quält.
Es gibt viele Methoden, die dabei helfen, die Ideen wieder fließen zu lassen. Alle oft probiert. Funktionieren immer.
Zeit nehmen, Runden drehen
Zeitdruck und drohende Deadlines führen zwar oft zu erstaunlichen Ergebnissen, wenn man sich in diesen Phasen auf die Routine verlassen kann, die man in der Kreativkarriere entwickelt hat. Man labt sich am Production-High. Aber die Ausbrenngefahr ist real und irgendwann leidet die Qualität, weil mal in dieser Phase lieber auf Bewährtes setzt, um das Ziel zu erreichen. Spätestens dann heißt es, möglichst mal die Stopptaste zu drücken. Durchatmen, aber nicht um im Prokrastinationsmodus den Desktop zu sortieren. Nein, rasch die Szenerie wechseln. In die Natur, in den Park oder ziellos durch die Stadt. Wandern, dabei kurz zur Ruhe kommen und neuen Ideen einen Landeplatz bieten. Manchmal reichen Augenblicke, Minuten, ein paar Stunden, vielleicht braucht es mal einen oder zwei Tage.
© Bill Watterson
Aus Quellen der Inspiration schöpfen
Tatsächlich ist es verlockend, schnell einmal das „so ähnlich wie“ per Google zu finden, wenn Kreationsprozesse sich nur zäh formen und die Frustration steigt. In der Designwelt gibt es Dutzende Online-Plattformen, die es mit wenigen Keywords ermöglichen, ziemlich genau dafür eine Lösungsvorschlag parat zu haben, wofür die eigene Idee gerade fehlt. Die Lösung scheint nah. Aber die Grenze zum Plagiat ist dann schnell überschritten und Erklärungsbedarf irgendwann notwendig.
Die besten Musenküsse warten ohnehin an Orten, an denen man sie nicht vermutet. Kreative Schöpfungen sind per se inspirierend. Sie motivieren und fordern uns heraus. Egal ob sie mit dem eigenen Tun zusammenhängen oder nicht. Viele Kreative schwören darauf, immer wieder in „fremden“ Gewässern nach ihrer Dosis Inspiration zu fischen. Also: Musiker ins Museum, Maler zu den Büchern, Designer ins Konzert! Offen bleiben, um etwas Neues spüren zu können.
Bewahren, was bewegt.
Es gibt Menschen, die seit Jahren Tagebuch schreiben, aber kaum je eine Seite zurückgeblättert, geschweige denn ein älteres Buch aufgeschlagen haben. Das Tagebuch der Kreativen kann aber ein immens hilfreiches Werkzeug sein, dessen Verwendung sich immer wieder lohnt. Viele Entwürfe in Skizzenbüchern bleiben oft zu Gunsten eines gewählten Weges zurück, dabei sind sie nichts anderes als ruhende Ideen, die wieder geweckt werden wollen.
Im Internet ist Pinterest DAS Tool, um Moodboards – also visuelle Ideenwelten – für Projekte und Konzepte zusammenzustellen. Eine Mischung aus Pinwand und Zettelkasten. Die Online-Plattform Tumblr war dagegen eine der ersten, die es erlaubte, spannende Eindrücke ganz unstrukturiert und intuitiv zu sammeln und zu teilen. Um hier Inspiration finden zu können, empfiehlt es sich, das einst Wertgeschätzte und Bestaunte von Zeit zu Zeit wieder zu betrachten. Und ist man einmal motiviert, weiter zu betrachten, darüber nachzudenken, was einen an dem einen Bild oder dem anderen Text einmal so fasziniert hat oder noch immer fasziniert, dann kann es schnell gehen und die Spur in die Welt der Ideen ist wieder gefunden.
Die ganz eigene Methode: Inspirationen im Web gefunden und zu kleinen Alben gedruckt.
Die besten Musenküsse warten an Orten, an denen man sie nicht vermutet.